Möchten Sie Ihre Führungsqualitäten ausbauen? Zeigen Sie Verletzlichkeit

Alicia Raeburn – FotoAlicia Raeburn
7. Januar 2024
5 Lesezeit (Minuten)
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Vorlagen

Zusammenfassung

Wenn Sie erst kürzlich Ihre Rolle als Führungskraft angetreten sind, denken Sie vielleicht, dass Sie immer selbstsicher auftreten müssen. Aber Verletzlichkeit, also das Zeigen und Ausdrücken von Emotionen, gehört zum Führungsstil dazu. Verletzlichkeit zu zeigen fördert ein gesundes und offenes Arbeitsumfeld, in dem Angestellte Ideen und Probleme frei aussprechen können. Erfahren Sie hier, wie Sie als Führungskraft verletzlicher auftreten können und wie dies Ihr Team zum Besseren verändern kann.

Wir wissen, wie wichtig Zusammenarbeit, Vertrauen und Verbundenheit am Arbeitsplatz sind. Als Führungskraft möchten Sie diese Werte fördern, aber das ist einfacher gesagt als getan. Denn um diese Art von Arbeitskultur zu schaffen, müssen Sie ehrlich — und auch verletzlich — Ihrem Team gegenüber sein.

Verletzlichkeit bedeutet, dass Sie offen sind und Ihre Emotionen zeigen und zum Ausdruck bringen. Jedes Mal, wenn Sie sich Ihren Teammitgliedern gegenüber verletzlich zeigen, fördern Sie das Vertrauen und stärken Ihr Verhältnis zueinander.

Was bedeutet Verletzlichkeit in der Rolle als Führungskraft?

Verletzlichkeit bedeutet, die eigenen Emotionen offenzulegen – für Sie als Führungskraft also, dass Sie Ihrem Team und den Kollegen Ihre Emotionen zeigen. Dabei handelt es sich nicht immer um große, auffallende Ausdrucksformen wie Weinen oder verärgertes Schreien. Stattdessen sind verletzliche Führungskräfte eher leise Beobachter, die ihr emotionales Umfeld bewusst wahrnehmen. Sie können beispielsweise Verletzlichkeit zeigen, in dem Sie einem Teammitglied, das mehr Verantwortung übernehmen möchte, eine Aufgabe zuweisen, die Sie sonst immer selbst erledigen.

Verletzlichkeit wurde bisher als unerwünscht oder als eine Schwäche dargestellt, aber die Diskussion hat sich im letzten Jahrzehnt verändert. Zum Teil Dank Brené Brown, einer Bestsellerautorin und Schamgefühl-Forscherin, deren TED Talk in 2010 zum Thema Verletzlichkeit bereits 58 Millionen Mal angeschaut wurde. Offensichtlich hat sie den richtigen Ton getroffen. Und es ergibt auch Sinn als sie zeigte, wie Verletzlichkeit wirklich wichtige menschliche Erlebnisse wie Mitgefühl, Verbundenheit und sogar Freude beeinflusst.

Verletzlichkeit zur Verbesserung der eigenen Führungsqualitäten

Die Kraft der Verletzlichkeit besteht darin, dass sie aufrichtige Verbundenheit schafft. Wenn Sie sich zeigen wie Sie sind, erlauben Sie anderen, das Gleiche zu tun. Vorteile des verletzlichen Führungsstils sind unter anderem:

  • Erhöhte Vertrauenswürdigkeit. In dem Sie offen sind, erlauben Sie es Ihrem Team, Ihre authentische Seite kennenzulernen. Wenn Sie anderen gegenüber authentisch sind, fällt es diesen Personen leichter, ehrlich mit Ihnen zu sein und Vertrauen aufzubauen.

  • Engagement der Angestellten. Angestellte, die Ihnen vertrauen, sind in der Regel mehr in ihre Arbeit involviert. Wenn Ihr Team weiß, dass es einen verlässlichen, engagierten Manager hat, zeigt es sich ebenfalls als verlässlich und engagiert.

  • Produktivere Teams. Wenn Teams bei Konflikten ehrlicher miteinander umgehen, können sie potenzielle Probleme schneller entschärfen, indem sie sich verletzlich zeigen, ihre Gedanken mitteilen und um Hilfe bitten. Dadurch können sie Probleme lösen und Arbeit schneller erledigen.

  • Seelische Sicherheit. Großartige Führungskräfte erschaffen sichere emotionale Räume für ihre Angestellten, in denen diese ihre Gefühle und Gedanken miteinander teilen können.

  • Mutigere Teammitglieder. Verletzlichkeit ist beängstigend. Indem Sie sie mit Ihrem Team üben, erschaffen Sie ein Umfeld mit mutigeren Teammitgliedern, die eher gewillt sind, Risiken einzugehen und kreativ zu sein.

  • Erhöhte emotionale Intelligenz. Verletzlichkeit macht Sie empathischer und mitfühlender, was Ihre emotionale Intelligenz steigert.

6 Wege, wie Sie als Führungskraft mehr Verletzlichkeit zeigen können

Wie bei allen Sozialkompetenzen können Sie sich auch darin verbessern, Ihre Verletzlichkeit zu zeigen, indem Sie es üben. Versuchen Sie diese sechs Möglichkeiten, um die „Verletzlichkeitsmuskeln“ zu trainieren und so Ihren eigenen Führungsstil zu erweitern.

1. Setzen Sie Grenzen

Dies mag zunächst widersprüchlich klingen, aber Sie müssen Grenzen setzen, damit die Verletzlichkeit Wirkung zeigt. Wie Brené Brown schrieb, ist Verletzlichkeit ohne Grenzen keine Verletzlichkeit. Im Endeffekt ist Verletzlichkeit im Führungsstil immer noch Verletzlichkeit am Arbeitsplatz, daher müssen Sie professionell bleiben.

Zum Beispiel könnte es etwas in Ihrem Privatleben geben, das sich auf Ihren Führungsstil auswirkt. Sie wissen, dass Sie in letzter Zeit etwas neben sich stehen und denken, dass es Ihrem Team helfen würde, wenn Sie es mit ihm teilen und so einen Einblick in Ihr Leben geben. Sie möchten schließlich nicht, dass Ihre Teammitglieder denken, dass Ihre aktuelle Zerstreutheit mit ihrer Arbeit zusammenhängt. Es ist in Ordnung, Ihrem Team einen Einblick in die Situation zu geben, aber es ist nicht angebracht, dies wiederholt zu tun, sich zu beschweren oder es als Vorwand für schlechtes Verhalten (wie beispielsweise ein Teammitglied anzuschreien) zu benutzen.

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2. Hören Sie besser zu

Verletzlich zu sein bedeutet nicht, dass Sie immer alles teilen müssen. Verletzlichkeit bedeutet auch, dass Sie wissen, wann Sie einen Schritt zurück treten, zuhören und etwas Kontrolle abgeben sollten. Dies kann besonders schwierig für Führungskräfte sein , von denen erwartet wird, dass sie immer höchste Leistung bringen.

Aktives Zuhören hilft Ihnen, Ihr Gegenüber nicht nur zu hören, sondern wirklich zu verinnerlichen, was gesagt wird. Es kann sehr verletzlich sein, sich in einer Diskussion vom Sprechen abzuhalten, vor allem wenn Sie es gewohnt sind, als Führungskraft die lauteste Stimme im Raum zu haben. Der Vorteil ist jedoch, dass Sie mehr über Ihr Team sowie deren Arbeit erfahren und eine bessere Unterstützung für beides sein können.

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3. Fragen Sie nach Hilfe

Führungskräfte glauben oft, dass sie alle Herausforderungen meistern müssen. Sie sind jedoch auch nur ein Mensch, und Teil des Verletzlichseins ist es, zu zeigen, dass auch Sie manchmal Hilfe benötigen. Um Hilfe zu bitten, ist kein Zeichen der Schwäche, sondern eher ein Zeichen dafür, dass Sie Ihre Arbeitsbelastung und Ihr Team verstehen. Es hilft, Ihre Projekte voranzutreiben und Verspätungen zu reduzieren (weil Sie die Unterstützung erhalten, die Sie brauchen). Es hilft ebenso, Ärger zu vermeiden, der durch Überarbeitung entsteht. Darüber hinaus ermutigen Sie Ihre Kollegen und Teammitglieder jedes Mal, wenn Sie nach Hilfe fragen, sich selbstsicher zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen.

4. Üben Sie, verletzlich zu sein

Die Grenze zwischen der Offenlegung von zu vielen persönlichen Informationen und Verletzlichkeit ist sehr dünn. Die Schwierigkeit dabei? Es könnte einen negativen Effekt haben, wenn Sie zu viel von sich preisgeben. Ihr Gegenüber kann sich unangenehm fühlen oder sich verschließen. Um richtig vorzugehen, sollten Sie Verletzlichkeit in einem sicheren Umfeld üben. Zum Beispiel können Sie eine Gruppe aus Freunden oder Kollegen bilden, in der Sie üben, Ihre Verletzlichkeit auszudrücken. Sie können auch mit einem Business Coach oder einer Fachkraft für psychische Gesundheit an Ihrer Verletzlichkeit arbeiten, wenn dies für Sie angenehmer ist.

5. Fördern Sie Ihre Selbstwahrnehmung

Verletzlichsein bedeutet, dass Sie mehr persönliche Seiten von sich selbst zeigen, es bedeutet aber nicht, dass Sie alles teilen müssen. Wenn Sie die Ursache Ihres Problems kennen, können Sie sich besser auf das konzentrieren, was tatsächlich passiert, und so produktivere Diskussionen führen. Um mehr Verletzlichkeit zu zeigen, sollten Sie genug Selbstwahrnehmung haben, um zu wissen, wie Sie fühlen und wie viel Sie davon mit anderen teilen möchten.

Wenn beispielsweise ein Kollege eine Idee teilt, die Sie gemeinsam ausgearbeitet haben, Ihnen dafür aber keine Anerkennung gibt, könnte dies zu einer emotionalen Reaktion bei Ihnen führen. Anstatt diese emotionale Reaktion mitzuteilen („Ich kann nicht glauben, dass Sie mich ausgeschlossen haben!“), ist es besser, normal darüber zu sprechen und sich dabei in Selbstwahrnehmung zu üben. Anders gesagt, was hat Sie wirklich an dieser Erfahrung gestört? Indem Sie Ihre ehrlichen Gründe dafür teilen, warum Sie bei einer Zusammenarbeit als Mitwirkender erwähnt werden wollen, führt dies zu einer produktiveren Diskussion.

6. Stärken Sie Ihre Empathie

Empathie wird mehr und mehr als eine wichtige Fähigkeit von Führungskräften gesehen. Statt bloß zu wissen, was andere erleben, ist es wichtig, diese Erfahrung zu verstehen und mit ihnen zu teilen. Das ist Empathie, und sie erlaubt Ihnen, sich mit Ihrem Team auf einer persönlicheren Ebene verbunden zu fühlen.

Zum Beispiel könnten Sie sich schnell frustriert fühlen, wenn eine Ihnen direkt unterstellte Person mit der gewöhnlichen Arbeit im Verzug ist, oder denken, dass die Person einen Fehler gemacht hat. Eine empathische Reaktion wäre aber, die Person zu fragen, warum sie im Verzug ist und ob Sie irgendwie helfen können. Vielleicht ist etwas im Privatleben dieser Person passiert oder die Arbeit war einfach zu viel und die Person wusste nicht, wie sie es Ihnen sagen sollte. Eine solche Diskussion mit Empathie zu beginnen hilft Ihnen beiden, frei über die ehrlichen Gründe zu sprechen. Es macht es auch einfacher, eine Lösung zu finden.

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Glaubwürdigkeit ist Teil der Verletzlichkeit

Verletzlichkeit ist eine Fähigkeit, die erlernt werden kann. Und es lohnt sich. Den Mut zu haben, verletzlich zu sein, macht Sie zu einer besseren Führungskraft, einem besseren Kollegen und einem besseren Angestellten. Letztendlich geht es bei Verletzlichkeit in der Führungsrolle nicht bloß darum, sich etwas von der Seele zu reden. Es ist die beste Art, eine Verbindung mit Ihrem Team aufzubauen und es zu motivieren und zu unterstützen.

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