Planning Poker: Die All-in-Methode zur Agile-Aufwandsschätzung

Sarah Laoyan – PortraitSarah Laoyan
23. Januar 2024
3 Lesezeit (Minuten)
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Zusammenfassung

Planning Poker mag vielleicht nur wie eine Variante des beliebten Kartenspiels klingen, doch dahinter verbirgt sich eine Methode zur Aufwandsschätzung bei Agile-Projekten. Agile-Teams können Planning Poker einsetzen, um einschätzen zu können, wie hoch der Aufwand bis zum Abschluss einer User Story sein wird. Hier erfahren Sie mehr über die Anwendung von Planning Poker und wie diese Technik Ihnen dabei helfen kann, Ihre Aufwandsschätzung zu verbessern.

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade ein Haus gekauft und möchten das Bad von Grund auf sanieren. Dazu holen Sie den Kostenvoranschlag eines Handwerkers ein und geben grünes Licht. Zwei Monate später stellen Sie jedoch mit Schrecken fest, dass das Projekt wesentlich länger dauert als ursprünglich vereinbart und das Budget ohnehin schon längst überschritten wurde.

Wenn Sie sich nur an der Aussage einer einzigen Person orientieren, hat diese oft nur begrenzte Aussagekraft. Aus diesem Grund sollten Sie mehrere Personen mit unterschiedlichen Erfahrungsstufen konsultieren, um eine ausgewogenere und genauere Einschätzung für den Aufwand eines Projekts zu erhalten.

Genau darum geht es beim Planning Poker, einer Agile-Methode zur Aufwandsschätzung.

Was ist Planning Poker?

Planning Poker ist eine Methode zur Aufwandsschätzung mit der Sie die erforderliche Zeit und die nötigen Ressourcen bis zum Abschluss einer User Story als Teil Ihres Product Backlog in Ihren Agile-Teamprojekten bestimmen können. Planning Poker wird oft im Agile-Projektmanagement eingesetzt und wird manchmal auch als „Scrum Poker“ bzw. „Pointing Poker“ bezeichnet. Poker deshalb, weil jedem Teammitglied während des Prozesses Karten zur Verfügung stehen.

Die Ursprünge des Planning Poker

Planning Poker basiert auf der Delphi-Methode, die Mitte des 20. Jahrhunderts von der RAND Corporation, einem US-amerikanischen Nonprofit-Thinktank entwickelt wurde und eine konsensbasierte, systematische Schätzungsmethode darstellt.

James Grenning, ein Co-Autor des „Manifest für agiles Projektmanagement“, griff die Delphi-Methode im Jahr 2002 erneut auf und bezeichnete sie fortan als „Planning Poker“. Mike Cohn vertiefte diesen Ansatz weiter und beschrieb die Methode im Jahr 2005 in seinem Buch „Agile Estimating and Planning“.

So funktioniert Planning Poker

Planning Poker wird in den frühen Stadien des Sprint-Planungsprozesses eingesetzt. Scrum Master und Produktmanager erhalten mit der Methode eine genaue Vorstellung davon, wie viel Arbeit in einem Sprint erledigt werden kann. So funktioniert das in der Praxis:

1. Erstellen Sie Ihre Planungs-Pokerkarten

Jedes Mitglied Ihres Scrum- oder Agile-Teams erhält ein Kartendeck mit verschiedenen Augenzahlen. Jeder Karte werden unterschiedliche Augen zugeordnet: 0, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 20, 40 und 100. Die Zahlen erscheinen auf den ersten Blick willkürlich gewählt, doch es handelt sich dabei um die gerundeten Zahlen aus der Fibonacci-Folge. Die Werte repräsentieren in der Regel sogenannte Story Points, also Teiletappen auf dem Weg zum Abschluss einer User Story. Manche Teams nutzen die Zahlen aber auch als zeitbasierte Schätzwerte (am häufigsten Stunden) für den Aufwand einer User Story.

Der Product Owner beziehungsweise der Scrum Master nehmen die Rolle eines Moderators ein und stellen eine User Story aus dem Product oder Sprint Backlog vor. Die Teammitglieder können dann Fragen stellen und sich mit dem Team absprechen, damit jeder eine klare Vorstellung davon hat, welche Arbeitsschritte für welche Elemente des Backlogs erforderlich sind.

Hier sind einige Fragen, die dem Team beim besseren Verstehen der User Story helfen könnten:

  • Welche Methoden können wir einsetzen, um die User Story zu vervollständigen?

  • Wie viele Personen sollten an dieser Story arbeiten?

  • Wie könnten Stakeholder reagieren, wenn die Story in Verzug kommt?

2. Stimmen Sie über die einzelnen User Stories ab

Wenn das Team alle Fragen zu einer User Story geklärt hat, wählen alle Personen eine Karte aus, die ihrer Meinung nach den Aufwand bzw. die einzelnen Story Points des Backlog-Elements am besten repräsentiert. Anschließend deckt jeder seine Karte zur selben Zeit auf. Wenn der Aufwand von jedem gleich eingeschätzt wird – der Idealfall – steht damit die Aufwandsschätzung für das Backlog-Element fest.

3. Finden Sie Konsens

Wenn Teammitglieder verschiedene Einschätzungen für den Aufwand angeben, könnten sich die Person mit der höchsten beziehungsweise der geringsten Schätzung darüber austauschen, weshalb sie sich so entschieden haben. Nachdem das Gespräch vorüber ist, kann jedes Teammitglied noch einmal in sich gehen und seine Entscheidung überdenken. Dieser Ablauf wird so lange fortgesetzt, bis eine Einigung über den geschätzten Aufwand gefunden ist.

4. Planen Sie Ihren Sprint

Jetzt, da Sie für alle Elemente in Ihrem Backlog eine Aufwandsschätzung hinzugefügt haben, gelingt die Sprintplanung wesentlich einfacher. Ihr Team hat nun eine Vorstellung davon, wie lange die einzelnen Aufgaben dauern werden und Ihnen fällt es einfacher, Ressourcen entsprechend zuzuteilen.

Wann bietet es sich an, Planning Poker einzusetzen?

Der beste Zeitpunkt für eine Partie Planning Poker ist kurz vor der Sprintplanung. So können der Product Manager oder Scrum Master den Aufwand einschätzen, bevor es in die konkrete Zeitplanung geht. Diese Methode zur Aufwandsschätzung kann in einem Sprintzyklus einmalig eingesetzt werden. Da ständig Elemente zum Product bzw. Sprint Backlog hinzugefügt werden, werden Ihnen die Backlog-Elemente nicht so schnell ausgehen.

Wenn Sie jedoch nur wenige User Stories in Ihrem Product Backlog haben, können Sie Planning Poker auch für das Ende eines täglichen Stand-up-Meetings planen, damit Sie das Team nicht extra zu einem zusätzlichen Meeting einladen müssen.

Die Vorteile von Planning Poker

Der große Vorteil von Planning Poker besteht darin, dass die Aufwandseinschätzungen Ihres Teams präziser werden. Eine genaue Einschätzung der bevorstehenden Arbeit ist ein wichtiger Teil der Sprintplanung, da sie Ihrem Team und allen Stakeholdern einen realistischen Zeitplan zur Bearbeitung der einzelnen Aufgaben vorgibt.

Hier noch einige weitere Vorteile von Planning Poker für Ihr Agile-Team:

  • Jedes Teammitglied wird berücksichtigt. Alle Mitglieder Ihres Entwicklungsteams spielen eine wichtige Rolle. Planning Poker gibt ihnen die Möglichkeit, sich aktiv an der Planung zu beteiligen. Das führt zu einer höheren Mitarbeiterbeteiligung und damit zu besseren Arbeitsergebnissen. 

  • Teammitglieder haben die Möglichkeit, User Stories im Detail zu diskutieren. Während einer Partie Planning Poker hat das Entwicklungsteam die Chance, sich gemeinsam vor der eigentlichen Arbeit über User Stories auszutauschen. Dadurch wissen alle, unabhängig vom zugewiesenen Entwickler, wie bestimmte User Stories zu handhaben sind. 

  • Aufwandseinschätzungen lassen sich auf andere Aufgaben übertragen. Wenn Ihr Team den Aufwand für Story Points mit der Augenzahl auf Pokerkarten bewertet, könnten damit Rückschlüsse auf andere Aufgaben in der Pipeline gezogen werden. Eine User Story mit einer Aufwandseinschätzung von 2 Punkten ist also mit weitaus weniger Aufwand verbunden als eine User Story mit 40 Punkten.

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