Mit kognitiver Dissonanz ist ein Spannungsgefühl gemeint welches auftritt, wenn verschiedene Kognitionen nicht mit der Realität übereinstimmen. Haben wir uns beispielsweise ein besseres Ergebnis erwartet oder hatten andere Erwartungen, kann dieses Gefühl auftreten. Wir Menschen versuchen in diesen Situationen oft, verschiedene Informationen oder Fakten zu ignorieren oder auszublenden.
Wir Menschen sind sehr gut darin, uns selbst die Realität so anzupassen, dass diese ideal in unser Weltbild passt. Dazu verdrehen wir gerne Fakten und Wahrheiten oder ignorieren diese einfach, wenn sie nicht zu unseren Überzeugungen passen. Auch wenn wir denken, dass wir ein sehr realistisches Weltbild haben, können solche Gedankenvorgänge auch unterbewusst passieren, ohne dass wir einen Einfluss darauf haben.
Die verschiedenen Wahrnehmungen und Gedanken werden auch als Kognitionen bezeichnet. Während diese unterschiedlichen Kognitionen in vielen Situationen übereinstimmen können, kann es oftmals zu Konflikten kommen. Das Resultat ist ein unangenehmes und negatives Gefühl. Genau damit befasst sich “a theory of cognitive dissonance”, auf Deutsch die Theorie der kognitiven Dissonanz.
Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die kognitive Dissonanz, warum diese genau auftritt und mit welchen Strategien sich dieses Gefühl überwinden lässt.
Die kognitive Dissonanz ist nichts anderes als einen negativen Gefühlszustand, welcher entsteht, wenn verschiedene Kognitionen - also Gedanken, Wertvorstellungen, Wahrnehmungen oder Gefühle - nicht übereinstimmen.
Das Prinzip der Dissonanztheorie stammt vom amerikanischen Sozialpsychologen Leon Festinger. Dieser formulierte 1957 diese Theorie und ging dabei sowohl auf die Entstehung als auch die Auflösung von Dissonanzen ein. Seit dieser Zeit wurde das Modell mehrfach durch empirische Studien bestätigt, unter anderem von einem der Schüler von Festinger, nämlich Elliot Aronson. Heutzutage ist dieses Modell das beliebteste unter den verschiedenen Konsistenztheorien.
Fangen wir zum besseren Verständnis mit einem kognitive Dissonanz Beispiel an: Nehmen wir an, Sie haben sich entschieden, sich für eine Jobstelle zu bewerben. In unserem Kopf haben Sie bereits ein klares Bild darüber, wie gut der Bewerbungsprozess laufen wird und sind zuversichtlich, dank Ihrer Ausbildung und Ihren Qualifikationen den Job zu bekommen.
Diese Wahrnehmung ist aber nur in Ihrem Kopf, die Realität kann sehr anders aussehen. Sie haben sich also beworben, wurden aber gleich nach der ersten Runde nicht angenommen. In diesem Fall kommt es zu Inkonsistenzen zwischen der Realität und Ihrer Vorstellung - es entsteht ein unangenehmes Störgefühl, die kognitive Dissonanz. Wie stark dieser Spannungszustand ist, hängt ganz davon ab, wie sehr sich die einzelnen Kognitionen widersprechen.
Wir Menschen reagieren auf die kognitive Dissonanz mit dem dringenden Gefühl, dass wir diese beheben müssen. Wir bezeichnen diesen Drang auch als Integrität. Intuitiv suchen wir mit unserem eigenen Verhalten also nach Rechtfertigungen, warum unsere Vorstellung nicht mit der Realität zusammenpasst. Dazu lügen wir auch gerne und biegen uns die echte Welt so, wie wir es möchten. Vielleicht sagen Sie sich nach der Absage: “Der Job hätte sowieso nicht zu mir gepasst!”, damit können Sie sich beruhigen und die kognitive Dissonanz, also das negative Gefühl, verringern.
Unterstützen Sie Ihr Team mit AsanaDas Gefühl der kognitiven Dissonanz tritt jeden Tag in unserem Leben auf. Die Stärke von diesem Gefühl kann dabei unterschiedlich stark sein. Oftmals bemerken wir diesen inneren Vorgang gar nicht, weil unser Unterbewusstsein innerhalb weniger Sekunden auf das Dissonanzgefühl reagiert.
Es gibt verschiedene Gründe bzw. Situationen, die zur kognitiven Dissonanz führen können. Dazu gehören unter anderem folgende Bereiche:
Wir Menschen sind täglich mit Entscheidungen konfrontiert. Diese können sehr klein sein, wie etwa die Wahl des Films, den wir uns heute ansehen, oder etwa, was wir zum Frühstück haben möchten. Wir müssen aber auch oft größere Entscheidungen treffen, vor allem im Berufsleben stehen oft wichtige Dinge an, für die wir uns etwas länger Zeit nehmen müssen.
Dazu führen wir intensive Recherchen und Analysen durch und halten auch viele Meetings mit unsere Teamkollegen. Gerade wenn wir Wochen oder Monate damit verbringen, uns auf eine Entscheidung vorzubereiten, möchten wir innerlich auch, dass sich diese getroffene Entscheidung als richtig herausstellt. Wenn sich genau solche Entscheidungen dann als falsch herausstellen, entsteht eine große kognitive Dissonanz.
Bleiben wir im Berufsleben. Nehmen wir an, Sie sind mit einem Projekt vertraut, das Ihnen sehr am Herzen liegt. Sie geben also 100% und legen sich richtig ins Zeug. Sie arbeiten ununterbrochen am Projektmanagement und haben dementsprechend auch hohe Erwartungen an das Ergebnis am Schluss.
Wenn diese Ergebnisse in Wirklichkeit aber anders sind als man es sich vorgestellt hat, kann dies zu kognitiver Dissonanz führen. Gerade wenn wir viel Arbeit und Mühe in dieses Projekt stecken, kann das unangenehme Gefühl sehr groß sein. Das Gefühl ist ebenfalls sehr groß, wenn die Erwartungen eigentlich realistisch und möglich gewesen wären.
Weitere Beispiele finden sich auch in unserem Privatleben. Wenn Sie zum Beispiel mit Sport anfangen möchten, wäre ein unrealistisches Ziel 10 Kilogramm in einem Monat abzunehmen. Realistischer hier wären 10 Kilogramm in drei Monaten. Wenn selbst dieses Ziel aber nicht erreicht wird, sinkt die Motivation und die eigenen Erwartungen wurden nicht erfüllt.
In unserem ersten Beispiel haben wir bereits über falsche Erwartungen gesprochen. Oftmals stellen wir uns einen Weg leichter vor, als dieser dann in Wirklichkeit ist. Kommen wir wieder zu unserem Beispiel von dem Projekt. Vielleicht denken Sie sich zu Beginn, dass Sie das Projekt innerhalb von einem Monat fertigstellen können. Es sind immerhin nur ein paar Recherchen notwendig, auch die Umsetzung sollte sehr schnell abgeschlossen sein.
In der Realität kann dies aber tatsächlich ganz anders sein. Es können immer wieder Probleme auftreten, durch welche sich die Fertigstellung nach hinten verschiebt. Dadurch müssen Sie entweder mehr an dem Projekt arbeiten und Überstunden absitzen, um das Projekt rechtzeitig abzuschließen oder die Fertigstellung nach hinten verschieben. Die Erwartungen haben sich also als falsch herausgestellt und es entsteht eine kognitive Dissonanz.
Für die wenigsten von uns lässt sich das Gefühl der kognitiven Dissonanz auf lange Zeit ertragen. Deshalb setzen wir und unser Unterbewusstsein alles daran, dieses Gefühl zu vermeiden. In den nächsten Absätzen sprechen wir über einige Taktiken, mit denen wir oft versuchen, eine Dissonanzreduktion zu erzielen.
Vorab möchten wir gleich dazu sagen, dass nicht alle dieser Taktiken wirklich sinnvoll sind. Mehr dazu aber später noch.
Mit dieser Strategie reagieren wir oft, wenn wir auf kognitive Dissonanz stoßen. In diesem Fall versuchen wir die eigene Wahrnehmung so zu verändern und zu verzerren, wie wir es wollen. Informationen, die nicht zu unserer Weltanschauung passen, werden einfach ignoriert oder ausgeblendet. Auch das Abwerten von anderen Meinungen kann hierbei häufig auftreten. So erhalten wir uns ein positives Selbstbild.
Natürlich ist diese Strategie nicht unbedingt sinnvoll, da hier die Realität nur verdrängt wird. In Wirklichkeit haben wir nur ausgeblendet, was uns nicht gefällt. Trotzdem ist sie insofern sinnvoll, da das Gefühl der kognitiven Dissonanz verringert wird.
Mit der selektiven Beschaffung gehen wir sogar noch einen Schritt weiter. Hierbei befinden wir uns in einer Art Blase, in der wir überhaupt nicht zulassen, dass uns ungewollte Informationen oder Fakten erreichen. Dies können wir zum Beispiel erzielen, indem wir gewisse Medien vermeiden oder mit andere Personen nicht über gewisse Themen sprechen.
Hier lassen sich auch einige Beispiele dazu finden. Wenn Personen etwa rauchen, vermeiden diese vielleicht auch nur unbewusst medizinische Artikel, in denen über die gesundheitlichen Folgen vom Rauchen gesprochen wird.
Auch diese Strategie wird oft angewendet, sie ist ebenfalls nicht wirklich produktiv. Wenn Probleme entgegen unseren Erwartungen auftreten, suchen wir oft die Schuld bei anderen Dingen oder oftmals auch bei anderen Menschen.
Mit dieser Strategie überzeugen Sie sich selbst davon, dass Sie gar keinen Einfluss auf das Geschehene hatten. Sie konnten gar nichts dagegen tun, immerhin war es ja gar nicht Ihre Schuld. Sie erkennen sicherlich, dass auch diese Strategie langfristig nicht sehr hilfreich ist. Gerade wenn Sie in einem Team arbeiten und die Schuld den anderen Mitgliedern geben, kann dies auch die zukünftige Arbeit stark beeinträchtigen.
Wir reagieren oftmals auch mit verschiedenen Rechtfertigungen. Immerhin können wir uns ja dann einreden, dass wir für den Ausgang der Situation grundsätzlich nichts können. Daher setzen wir auf Einstellungsänderungen. Wir passen unser Einstellung an die Situation an und versuchen so, die Auswirkung zu verharmlosen.
Was wirklich gegen kognitive Dissonanz hilft, ist eine Verhaltensänderung. Dazu müssen Sie aber auch kritikfähig gegenüber sich selbst sein. Das ist natürlich nicht einfach und erfordert einiges an Selbstüberwindung, wenn es aber funktioniert, können Sie ohne jegliche Verzerrungen oder Rechtfertigungen das unangenehme Gefühl in Ihnen reduzieren.
Gehen wir wieder zu unserem Projektbeispiel. Wenn Sie die Deadline nicht erreicht haben, sollten Sie sich fragen, warum es dazu gekommen ist. Vielleicht haben Sie den Aufwand falsch eingeschätzt oder sich selbst tatsächlich überschätzt. Wenn Sie daraus lernen, können Sie für die nächsten Projekte einen realistischeren Zeitrahmen einschätzen.
Die kognitive Dissonanz kann sehr gefährlich sein, vor allem auch für das Berufsleben. Nehmen wir an, Sie müssen einen Pitch abhalten, wissen aber bereits im Vorhinein, dass Sie sich nicht richtig darauf vorbereitet haben.
Unterbewusst versuchen Sie daher bereits im Vorhinein, Ihre eigenen Erwartungen anzupassen, damit eine kognitive Dissonanz vermieden wird. Dies ist aber sehr kontraproduktiv, da dies auch Ihr Verhalten verändert. Wenn Sie mit einem schlechten Gefühl in den Pitch starten, wird dieser mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht sehr gut ausgehen. Die kognitive Dissonanz ist dafür sehr gering.
Wenn Sie allerdings mit einer positiven Einstellung in das Meeting gehen, laufen Sie natürlich Gefahr, dass Sie kognitive Dissonanz erleben. Trotzdem ist es mit einer positiven Einstellung wahrscheinlicher, dass der Pitch dennoch gut ausgeht.
Wenn Sie versuchen, über solche Ausreden Ihre eigenen Erwartungen zu senken, sabotieren Sie im Endeffekt Ihren eigenen Erfolg. Sie sollten allerdings proaktiv auf solche Dinge zugehen. Wenn Sie einen wichtigen Termin haben, sollten Sie sich mit dem richtigen Zeitmanagement rechtzeitig darauf vorbereiten. Wenn Sie dennoch nicht richtig darauf vorbereitet sind, könnten Sie den Termin eventuell auch verschieben.
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