Jobsharing: Modelle, Umsetzung und Vorteile!

Philipp Steubel – PortraitPhilipp Steubel
7. Januar 2024
5 Lesezeit (Minuten)
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Zusammenfassung

Jobsharing bezeichnet ein Arbeitszeitmodell, bei dem sich zwei (oder mehr) Personen eine Vollzeitstelle teilen. Dadurch ergeben sich Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Näheres über dieses Modell und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung erfahren Sie hier.

Die heutige Arbeitswelt ist geprägt von Veränderungen. Ein immer größerer Anteil der Bevölkerung bevorzugt Teilzeitstellen. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Wer Angehörige pflegen muss, sich weiterbilden will, Kinder großzieht oder einfach mehr Freizeit genießen will, entscheidet sich häufig für eine Teilzeitstelle.

Doch Teilzeitjobs werden in vielen Fällen nicht so gut bezahlt wie Vollzeitstellen. Der Grund dafür ist einfach erklärt, denn nicht jede Arbeit kann durch eine Teilzeitkraft ausgeführt werden. Viele Positionen fordern einen zu hohen Arbeitsaufwand.

Dadurch müssen sich Personen, die in Teilzeit arbeiten wollen, oft mit Stellen zufriedengeben, die weniger Qualifikationen erfordern und daher schlechter bezahlt werden. Eine Möglichkeit, wie sich Unternehmen diesem Wandel anpassen können, ist das Jobsharing.

Was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt, welche verschiedenen Modelle es gibt und welche Vorteile das Jobsharing bietet, erfahren Sie hier in diesem Artikel.

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Was ist Jobsharing?

Unter Jobsharing versteht man Arbeitsmodelle, bei denen sich zwei oder mehr Personen in Teilzeit eine Vollzeitstelle teilen. Dabei werden klar abgegrenzte Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten definiert, damit diese Mitarbeiter, auch Jobsharer genannt, unabhängig voneinander arbeiten können.

Diese flexible Arbeitsstruktur bietet Vorteile für die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber. Für Arbeitnehmer ermöglicht Jobsharing eine Teilzeitarbeit, die für die eigenen Qualifikationen passend und somit auch adäquat bezahlt ist. Arbeitgeber haben durch dieses Modell die Möglichkeit, sich dem Wandel der Arbeitswelt anzupassen und einen Fachkräftemangel zu vermeiden.

Woher stammt das Prinzip?

Der Begriff “Jobsharing” findet seinen Ursprung in den 1970er Jahren in den USA. Dort wurde das Modell als Reaktion auf den Bedarf an flexiblen Arbeitszeitmodellen entwickelt. Seit diesem Zeitpunkt gewann das Prinzip immer mehr an Popularität. Heute wird das Modell von zahlreichen Unternehmen weltweit angewendet, so auch in Deutschland.

Das Prinzip lässt sich vom klassischen Tandemfahrrad ableiten. Hier sitzen zwei Personen auf einem Fahrrad, die gemeinsam in die gleiche Richtung fahren. Dabei hat jede Person ihre eigenen Pedale. Doch nur durch intensive Zusammenarbeit und die richtige Absprache ist ein Vorankommen mit dem Tandemfahrrad möglich.

Welche Jobsharing-Modelle gibt es?

Jobsharing ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, welches individuell an die Anforderungen der Mitarbeiter und des Unternehmens angepasst werden kann. Dabei gibt es verschiedene Modelle, auf die Sie zurückgreifen können.

Gleichzeitiges Jobsharing

Bei dieser Form des Jobsharing teilen sich zwei oder mehr Mitarbeiter in Teilzeit eine Vollzeitstelle. Sie arbeiten dabei in der gleichen Position, jedoch zu unterschiedlichen Zeiten oder an unterschiedlichen Tagen in der Woche.

Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden zwischen den Partnern adäquat verteilt, sodass jeder Mitarbeiter individuell arbeiten kann. Eine weitere Bezeichnung für dieses Modell ist Job Splitting.

Versetztes Jobsharing

Das versetzte Jobsharing basiert auf dem Prinzip, dass sich die Partner gegenseitig ergänzen. Auch hier arbeiten die Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten bauen jedoch aufeinander auf. Beispielsweise könnte ein Partner vormittags arbeiten, während der andere Partner am Nachmittag die Aufgaben übernimmt und weiter daran arbeitet.

Funktionales Jobsharing

Das funktionale Jobsharing basiert auf einem anderen Prinzip als die bisher erwähnten Modelle. Hierbei erhalten die Jobsharing-Partner zwar ähnliche Aufgaben, haben jedoch unterschiedliche Verantwortlichkeiten bzw. Schwerpunkte.

Damit kann sichergestellt werden, dass jeder Mitarbeiter seinen Stärken und Schwächen entsprechend eingesetzt wird. Das Ergebnis soll eine effiziente Verteilung sein, die bestmögliche Ergebnisse liefert. Eine weitere Bezeichnung für dieses Modell ist Job Pairing.

Abteilungsübergreifendes Jobsharing

Bei dieser Form des Jobsharing werden Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen oder Bereichen des Unternehmens eingesetzt. Sie teilen sich zwar den Arbeitsplatz, arbeiten jedoch gleichzeitig in unterschiedlichen Teilen des Unternehmens. Dadurch können verschiedene Perspektiven in eine Stelle eingebracht werden.

Projektbasiertes Jobsharing

Das projektbasierte Jobsharing bezeichnet eine Zuweisung von Partnern an spezifische Projekte. Sobald ein Projekt fertiggestellt ist, werden die Mitarbeiter für andere Projekte und Aufgaben eingesetzt.

Diese Form empfiehlt sich bei Unternehmen, die projektbezogen agieren und daher auf eine flexible Ressourcenverteilung angewiesen sind.

Welche Voraussetzungen gelten beim Jobsharing?

Jobsharing ist ein vielversprechendes Modell, welches Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber bietet. Damit dieses Arbeitsmodell jedoch reibungslos funktioniert, müssen beide Seiten gewisse Voraussetzungen erfüllen.

Voraussetzungen für Arbeitnehmer

Die Jobsharing-Partner müssen über ausgezeichnete Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten verfügen. Das Aufteilen einer Vollzeitstelle auf zwei oder mehr Mitarbeiter erfordert eine kontinuierliche Absprache und eine klar definierte Verteilung der Aufgaben und Zuständigkeiten.

Eine weitere wichtige Fähigkeit ist die Flexibilität. Sollten Veränderungen auftreten und beispielsweise neue Aufgaben hinzukommen, müssen die Partner flexibel sein und den eigenen Arbeitsalltag anpassen können.

Zudem ist ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein gefordert. Als Jobsharing-Partner darf man sich nicht auf die Fähigkeiten des anderen Partners verlassen. Die eigenen Aufgaben müssen konsequent und zielstrebig erledigt werden, sodass ein effektiver Arbeitsablauf möglich ist.

Voraussetzungen für Arbeitgeber

Unternehmen müssen in der Lage sein, das Jobsharing-Modell zu akzeptieren und dieses aktiv zu unterstützen. Durch die Implementierung dieses Arbeitsmodells können schließlich wertvolle Fachkräfte gewonnen werden, die in Teilzeit arbeiten möchten.

Dafür müssen Unternehmen diesen Mitarbeitern ein passendes Umfeld bieten. Dies kann eine Anpassung der Unternehmenskultur bedeuten. Klare Richtlinien und Arbeitspläne sind an dieser Stelle von großer Bedeutung, da nur so ein geregeltes Jobsharing stattfinden kann.

Wie ist Jobsharing gesetzlich geregelt?

In Deutschland wird das Arbeitsmodell Jobsharing im §13 des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TzBfG) geregelt. 

  • Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbaren vertraglich, dass sich zwei oder mehr Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz teilen. 

  • Sollte ein Partner kündigen, kann das Unternehmen die verbleibenden Partner nicht automatisch entlassen. Möglich wäre eine Änderungskündigung.

  • Zwischen den einzelnen Partnern entstehen keine direkten Rechtsbeziehungen. Jeder Mitarbeiter hat einen individuellen Anspruch auf einen Gehalt, der im Arbeits- oder Tarifvertrag festgelegt wurde.

  • Für Urlaubsanspruch und Urlaubsgeld gibt es keine besonderen Regelungen. Jobsharing-Partner werden hier gleich behandelt wie Teilzeitbeschäftigte.

Wie lässt sich Jobsharing umsetzen?

Damit Jobsharing reibungslos ablaufen kann, müssen die Führungsebene und die Personalabteilung die richtigen Voraussetzungen schaffen. Dazu gibt es diverse Rahmenbedingungen, die von Bedeutung sind.

Anpassung der Unternehmenskultur

Eine Anpassung der Unternehmenskultur kann sinnvoll sein, wenn zum Beispiel unausgesprochen Überstunden erwartet werden. Dies kann die Jobsharing-Partner überlasten, da diese meist aus einem spezifischen Grund in Teilzeit arbeiten wollen oder müssen.

Daher ist es wichtig, die eigenen Unternehmenswerte zu prüfen und Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Richtlinien aufsetzen

Ein struktureller Rahmen für Jobsharing ist essenziell für eine erfolgreiche Umsetzung. Damit einhergehend müssen sowohl die Bewerbungsprozesse als auch die unternehmensinternen Abläufe eindeutig geregelt werden. Nur so kann dieses Modell im eigenen Unternehmen möglich gemacht werden.

Bewerberauswahl anpassen

Die Personalabteilung sollte den Auswahlprozess der Jobsharing-Partner sorgfältig gestalten. Ob durch externe oder interne Akquise, es muss sichergestellt werden, dass die einzelnen Partner die individuellen Voraussetzungen erfüllen, die bei diesem Arbeitszeitmodell gefordert werden. Zudem müssen die Partner gut zusammenpassen, damit ein reibungsloser Ablauf stattfinden kann.

Nachdem die passenden Bewerber ausgewählt wurden, müssen diese durch das Onboarding optimal auf die bevorstehende Arbeit vorbereitet werden. Eine Onboarding-Vorlage können Sie sich hier sichern.

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Welche Vor- und Nachteile bietet das Jobsharing?

Jobsharing ist eine spannende Möglichkeit für Unternehmen, sich dem aktuellen Wandel der Arbeitswelt anzupassen und Teilzeitkräften eine geeignete Position anzubieten. Aus Sicht des Arbeitgebers und der Arbeitnehmer ergeben sich aus diesem Modell diverse Vor- und Nachteile, auf die wir im Folgenden näher eingehen werden.

Vorteile für Arbeitnehmer

  • Bessere Work-Life-Balance: Jobsharing ermöglicht es qualifizierten Personen, eine gut bezahlte Teilzeitstelle zu erhalten, in der sie ihre Arbeitszeit flexibel gestalten können.

  • Weniger Stress: Die Möglichkeit der Aufgabenverteilung kann dabei helfen, den Mitarbeitern Druck und Stress zu nehmen.

  • Die richtige Position trotz Teilzeit: Zudem ermöglicht das Modell Personen, die in Teilzeit arbeiten wollen, eine Stelle zu finden, die den individuellen Qualifikationen entspricht.

Nachteile für Arbeitnehmer

  • Kommunikationsaufwand: Im Gegensatz zu einer normalen Teilzeit- oder Vollzeitstelle erfordert das Jobsharing einen großen Kommunikationsaufwand.

  • Soziale Integration: Wenn die Unternehmenskultur nicht stimmt, besteht die Möglichkeit, dass sich Jobsharing-Mitarbeiter ausgeschlossen fühlen..

Vorteile für Arbeitgeber

  • Qualifizierte Fachkräfte: Mit dem Jobsharing können Unternehmen Fachkräfte binden, die aus persönlichen Gründen in Teilzeit arbeiten möchten.

  • Inklusion: Durch Jobsharing kann die Vielfalt im Unternehmen gefördert werden. Durch dieses Arbeitszeitmodell können Personen weiterhin berufstätig bleiben, die aufgrund diverser Gründe weniger Stunden arbeiten möchten oder müssen.

Nachteile für Arbeitgeber

  • Aufwand: Ein Jobsharing-Programm einzuführen und umzusetzen, erfordert Zeit, Ressourcen und einen hohen Organisationsaufwand.

  • Kommunikation: Zudem müssen Arbeitgeber kontinuierlich sicherstellen, dass die Kommunikation und Koordination zwischen den Jobsharing-Partnern reibungslos funktioniert.

Unser Fazit

Jobsharing ist ein Arbeitszeitmodell, das mit dem Wandel der Zeit geht. Immer mehr Personen möchten oder müssen auf ein Teilzeitmodell zurückgreifen. Durch Jobsharing haben sie die Möglichkeit, weiterhin in einer ihrer Qualifikation entsprechenden Position zu arbeiten. 

Wenn Jobsharing von den Arbeitgebern akzeptiert und unterstützt wird, können diese dem Fachkräftemangel entgegenwirken und sich so qualifizierte Mitarbeiter langfristig sichern.

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